Der Harz im historischen Kontext

Der Harz ist eine alte Kulturregion, die bereits seit Jahrtausenden von den Menschen geprägt und geschätzt wird. Bereits vor über 250.000 Jahren gingen im Harz Menschen auf die Jagd.

Der Harz wurde erstmals 814 als mittelalterliche Gaugrafschaft „Harzgau“ urkundlich erwähnt. Im Harzgau lebten damals die Haruden, deren Name Wald bzw. Waldgebirge bedeutet. Später wurde aus Harud die Bezeichnung Harz abgeleitet. Schon früh interessierten sich Könige für den Harz. Kaiser Karl der Große ernannte im 9. Jahrhundert den Harz sogar zum Reichsbannwald, also zu einem Jagdgebiet, das dem Adel vorbehalten war. 1220/30 wurde dies durch das älteste deutsche Rechtsbuch, dem Sachsenspiegel, bekräftigt.

Doch der Harz ist reich an Erz, darunter sogar Silber, so dass vom Zisterzienserkloster Walkenried der Bergbau voran getrieben wurde. Große Teile des Waldgebietes wurden nun verheizt, um die begehrten Metalle durch Schmelzen zu gewinnen. Besiedlungen, Landwirtschaft und Viehzucht prägten nach und nach zusätzlich das einstige kaiserliche Schutzgebiet. Der wirtschaftliche Aufschwung wird im Mittelalter jäh durch die Pest unterbrochen. Ganze Siedlungen wurden durch die Epidemie entvölkert, 1412 bis 1413 verwüstete der Fleglerkrieg den Südharz, später der Dreißig Jährige Krieg von 1618 bis 1648 weitere große Gebiete.

Im Jahr 1668 erfuhr der Harz seine erste Wertschätzung als besonders einzigartige Landschaft: Herzog Rudolf August zu Braunschweig und Lüneburg liess die Tropfsteinhöhle „Baumannshöhle“ in der Nähe von Elbingerode unter Schutz stellen. Geführte Rundgänge wurden angeboten und die Höhle bewacht. Die Schönheit der Waldlandschaft stand allerdings weiterhin auf dem Spiel: Der Erzabbau führte mit seinen Gruben und Hütten und seinem Hunger nach Brennholz zu einer zunehmenden Waldzerstörung. Um wenigstens das Gebiet um den Brocken, den höchsten Berg im Norden Deutschlands, zu bewahren, stellte Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode 1718 das Verschandeln und Zerstören des Waldes am Brocken unter Strafe.

Wanderer entdeckten nun zunehmend den Brocken als lohnendes Ausflugsziel, darunter auch Johann Wolfgang von Goethe. Seit 1899 können Ausflügler sogar die Brockenbahn benutzen, um die Aussicht auf dem Berg zu genießen. Doch der immer größer werdende Tourismusstrom, die Ausrottung von Wolf, Luchs und Bär und die Gefährdung des Waldes durch Schädlinge und übermäßige Holznutzung führten zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu ersten Überlegungen, einen Harzer Nationalpark anzulegen, um die Schönheit der Landschaft zu bewahren. 1937 wird schließlich das Naturschutzgebiet Oberharz ausgewiesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg durch die innerdeutsche Grenze getrennt, ist der Harz seit 1990 wieder in seinem Ganzen erlebbar und präsentiert sich seit 2006 mit dem Nationalpark Harz rund um den Brocken.

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