Wenn das Auto denkt und lenkt

Expertentipp: Fahrassistenzsysteme machen den Straßenverkehr sicherer

(djd). Können Autofahrer bald die Hände vom Lenkrad nehmen, sich zurücklehnen und entspannt den Verkehr beobachten, während das Fahrzeug ganz alleine lenkt, beschleunigt und bremst? Mit der Weiterentwicklung der erforderlichen Sensoren, Steuergeräte und Assistenzfunktionen rückt das Ziel vom automatisierten Fahren Schritt für Schritt näher. Wohin der Weg führt, erläutert Gerhard Steiger, Vorsitzender des Bosch-Geschäftsbereichs Chassis Systems Control.

Welchen Zweck sollen die Assistenzsysteme erfüllen, geht es vor allem um ein Plus an Komfort?

– Natürlich trägt das zunehmend automatisierte Fahren zu mehr Komfort bei. Im Mittelpunkt aber steht die Sicherheit und damit verbunden die Vision vom unfallfreien Fahren. Rund 90 Prozent aller Verkehrsunfälle sind auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen. Fahrassistenzsysteme können helfen, viele Personen- und Sachschäden zu vermeiden, beispielsweise mit einem vorausschauenden Notbremssystem, mit einem Spurhalteassistenten oder mit einem vorausblickenden Fußgängerschutz, der plötzlich auf die Fahrbahn tretende Fußgänger erkennt und das Auto schneller als dem Fahrer möglich abbremst.

Viele einzelne Assistenzsysteme sind heute bereits als Serienausstattung oder als Extra erhältlich. Wie führt der Weg weiter von einzelnen Sicherheitslösungen hin zum automatisierten Fahren?

– Automatisiertes Fahren kommt schrittweise. Anfangs beschränkt auf Stausituationen, wird das automatisierte Fahren zunehmend mit immer höheren Automatisierungsgraden bei immer höheren Geschwindigkeiten möglich sein. Erste hochautomatisierte Testfahrten auf Autobahnen erfolgen bereits. Diese helfen, die Funktionen in alltäglichen Fahrsituationen zu erproben und weiter zu verbessern.

Gehört mit den elektronischen Helfern auch das lästige Einparken bald der Vergangenheit an?

– Schon heute können Einparkassistenten selbsttätig das Auto in die Parklücke lenken. Der Fahrer muss nur Gas geben und bremsen. Demnächst übernimmt das System auch das, und in einem Jahr wird der Fahrer diesen Vorgang neben dem Auto stehend mit seinem Mobiltelefon steuern können.

Erste Tests auf deutschen Straßen

(djd). Das automatisierte Fahren ist längst keine Zukunftsmusik mehr, sondern wird bereits in der Praxis getestet. Derzeit vor allem auf Autobahnen: Hier ist die Hürde am niedrigsten, weil es weder Quer- noch Gegenverkehr gibt und keine Fußgänger unterwegs sind. Ein Spurhalteassistent, eine Abstands- und Geschwindigkeitsregelung sowie ein Spurwechselassistent steuern die Fahrmanöver. Die Erkenntnisse aus den Tests etwa von Bosch sollen in neue Funktionen münden – wie einen Staupiloten, der bei niedrigen Geschwindigkeiten das Auto selbsttätig führen kann.

Beim automatisierten Fahren entscheidet das Auto allein über Spurwechsel oder Bremsmanöver. Derzeit befinden sich solche Systeme noch in der Testphase. Foto: djd/Robert Bosch
Experte Gerhard Steiger, Vorsitzender des Bosch-Geschäftsbereichs Chassis Systems Control. Foto: djd/Robert Bosch
Mit umgebauten Fahrzeugen wird das automatisierte Fahren bereits auf deutschen Straßen getestet – derzeit hauptsächlich auf Autobahnen. Foto: djd/Robert Bosch
Intelligente Fahrassistenzsysteme können Gefahren frühzeitig erkennen und zum Beispiel durch ein frühzeitiges Bremsen Unfälle verhindern. Foto: djd/Robert Bosch
Mehr Sicherheit im Straßenverkehr: Sensoren erkennen schneller als der Mensch, wenn ein Fußgänger plötzlich auf die Fahrbahn tritt. Foto: djd/Robert Bosch