Oldies but Goldies: Der Renault Scenic II im Gebrauchtwagen-Check

Gut in der ADAC-Pannenstatistik, zickig beim TÜV

(dmd). Als er im Jahre 1996 auftauchte, war der Renault Scenic Vorreiter in der Sparte Kompakt-Van. Doch mit dieser Spitzenposition gingen auch einige Mängel einher. Mit den Jahren besserten die Hersteller nach. Und so entwickelte sich der Franzose zu einer passablen Familienkutsche. Seit der zweiten Generation ab 2003 überzeugt er. Wir unterzogen das Familiengefährt dem Gebrauchtwagen-Check.

Karosserie und Innenraum
Kleinfamilien wählen den Scénic, Großfamilien den Grand Scénic. Die Langversion bietet nicht nur mehr Gepäckraumvolumen, sondern auch eine dritte Sitzreihe, die sich im Boden versenken lässt. Mit rund 4,50 Metern Länge bleibt der lange Van trotzdem noch ausreichend handlich für den Stadtverkehr. Beiden Modellvarianten gemeinsam sind die einzeln verschiebbaren und herausnehmbaren Sitze in der zweiten Reihe. Unter diesen findet sich zusätzlicher Stauraum für Kleinkram. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings das Cockpit mit den mittig montierten Instrumenten und dem tief angebrachten Lenkrad.

Motoren und Antrieb
Der Scénic ist alles andere als ein Leichtgewicht. Die aus der technisch verwandten Kompaktlimousine Mégane übernommenen Benziner haben es daher schwer mit dem massigen Van. Eine wirklich gute Wahl ist keins der drei Aggregate mit Leistungswerten zwischen 72 kW/98 PS und 99 kW/135 PS – auch wegen des hohen Verbrauchs. Besser bedient ist man da mit einem der fünf Diesel. Geringen Verbrauch und niedrige Betriebskosten vereint der 1,5-Liter-Motor mit 76 kW/103 PS. Wer zusätzlich auf guten Durchzug Wert legt, nimmt den 1,9-Liter-Motor mit 96 kW/130 PS. Reicht die Leistung nicht, steht auch noch ein 2,0-Liter-Diesel mit 110 kW/150 PS zur Verfügung, der aber erst 2007 einen Rußpartikelfilter erhielt. Entsprechend selten ist diese Variante auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu finden.

Ausstattung und Sicherheit
Normalerweise wird die Sicherheitsausstattung mit wachsender Lebensdauer erweitert; beim Scénic ging Renault den umgekehrten Weg. Zum Marktstart hatte der Familien-Van noch acht Airbags, seit 2004 sind es nur noch sechs. Im Ausgleich gibt es zumindest serienmäßig ABS und das Sicherheitsversprechen von fünf Crashtest-Sternen. Das übrige Ausstattungsprogramm ist etwas unübersichtlich. Die Basisversion heißt „Authentique“, darüber rangieren „Emotion“, “Expression“, „Dynamique“ und „Privilège“. Nach dem Facelift 2006 kamen noch „Extreme“ und „Prestige“ dazu. Dazu kommen zahlreiche Sondermodelle, die teilweise den Weg ins Serienprogramm gefunden haben, etwa die Variante „Exception“. Für SUV-Fans interessant ist die 2007 eingeführte Variante „Conquest“, die im Offroad-Look daher kommt.

Qualität
In Sachen Langlebigkeit zeigt der Scénic ein gemischtes Bild. Während er in der ADAC-Pannenstatistik gut bis sehr gut abschneidet, haben die TÜV-Prüfer öfters Probleme mit dem großen Franzosen. Liegenbleiben ist also eher unwahrscheinlich, hohe Reparaturkosten hingegen nicht. Die bekanntesten Probleme bei der Hauptuntersuchung betreffen die Lenkung und die Achsen. Die Probefahrt sollte also am besten über Schlaglöcher und Kopfsteinpflaster führen, um ungewöhnliche Geräusche registrieren zu können.

Für Probleme sorgen zudem eine ganze Reihe von Konstruktions- und Verarbeitungsmängeln, die allerdings mit fortschreitender Produktionszeit behoben wurden. So etwa die defekten Kurbelwellensensoren (bis 2007), defekte Anlasser und Generatoren bei den Dieseln bis 2006 oder defekte Zündspulen bei den 1,6-Liter-Benzinern (bis 2006). Fehlerfreie Autos findet am ehestens ab dem Baujahr 2008. Spätestens dann sind die Kinderkrankheiten ausgestanden.

Fazit
Wer ein gut gepflegtes und wenig gefahrenes jüngeres Exemplar mit ordentlichen Achsen erwischt, kann am Scénic Freude haben. Der Franzose punktet mit viel Platz, hoher Variabilität, ansprechendem Fahrkomfort und fairen Preisen. Rund 2.500 Euro sind zu investieren.

Ab 2.500 Euro ist der Renault Scenic auf dem Gebrauchtwagenmarkt vertreten. Foto: dmd/Renault
Die größte Chance auf fehlerfreie Autos besteht ab dem Baujahr 2008. Foto: dmd/Renault
Das Platzangebot im Kofferraum ist großzügig. Foto: dmd/Renault
Innen besticht er vor allem durch pfiffige Ablagelösungen. Foto: dmd/Renault