Möbelkauf: echt antik oder alter Plunder?

Der Rat vom Experten hilft

(mpt-15/49986). Antike Möbel stehen nicht nur mit Blick aufs Aussehen für das gewisse Etwas in der Inneneinrichtung. Die qualitativ hochwertigen und außergewöhnlich langlebigen Exponate aus unterschiedlichen Epochen wurden meist aus massivem Holz und ganz ohne den Einsatz von Chemikalien hergestellt. Wer Biedermeier oder anderes historisches Mobiliar kaufen möchte, sollte aber auf Nummer sicher gehen und einen Fachmann um Rat fragen. Denn zahlreiche Stücke sind keine originalen Antiquitäten, sondern schlichtweg alte Möbel.

Wann ist ein Möbel „antik“ oder eine „Antiquität“?

„Damit ein Möbel als antik bezeichnet werden kann, muss es zumindest 100 Jahre alt sein. Darüber hinaus ist der authentische Zustand der Stücke wichtig“, erklärt Kunsthändler Georg Britsch aus Bad Schussenried (britsch.com). Schrank, Tisch und Kommode dürfen demnach nicht aus diversen alten Möbelteilen zusammengesetzt und nicht umgebaut sein. Der Fachhändler, so Britsch, prüfe immer besondere Merkmale: Sind die konstruktiven Bestandteile in klassischer Handwerkskunst produziert? Welche Gebrauchsspuren weist die Oberfläche auf? In welchem Zustand ist die Rückwand? „Echt antik ist der Einrichtungsgegenstand erst, wenn er nicht ‚überrestauriert‘ wurde. Mit anderen Worten: 80 bis 90 Prozent des Exponats müssen original sein“, so Britsch. Ob ein Möbel tatsächlich aus der angegebenen Zeit stamme, könne meist nur der geschulte sowie erfahrene Fachmann erkennen. Er sei in der Lage, die Epoche zu bestimmen und diese per Zertifikat dem Käufer zu garantieren.

Sind antike Möbelstücke für den Alltag gemacht?

Antiquitäten beweisen schon seit 100 Jahren und mehr, dass sie so einiges aushalten können. „Das hochwertige Holz, veredelte Oberflächen und die handwerklich sowie qualitativ aufwändige Verarbeitung machen aus den Antiquitäten fast unverwüstliche Einrichtungsgegenstände“, weist Georg Britsch auf die Alltagstauglichkeit der Stücke hin. Die Pflege der Antiquitäten, so Britsch, sei eigentlich einfach: „Man sollte nur darauf achten, Antikpflege aus dem Fachhandel und nicht Allzweckpflegemittel aus dem nächsten Supermarkt zu verwenden. Diese sind meist nicht geeignet und aggressiv, so dass sie dem schönen Stück eher schaden.“ Auch diesbezüglich könne der Fachhändler gut beraten und die passenden Mittel aussuchen.

Sind echte Antiquitäten teuer?

Originale Antiquitäten müssen nicht unbedingt teurer sein als neue Stücke aus dem Möbelhaus. „Historische Möbel sind immer Einzelstücke. Deren handwerklich aufwändige Herstellung wäre heute fast nicht mehr bezahlbar“, so Georg Britsch. Zudem hielten die antiken Stücke ein Leben lang, während neue Möbel oftmals schnell massive Qualitätsverluste erleiden. Dies relativiere den Preis noch einmal erheblich.

Auf Nummer sicher gehen

Wer beim Kauf antiker Stücke sichergehen will, sollte sich an ausgewiesene Fachhändler wenden. Sie sind in den großen Kunsthandelsverbänden organisiert, beispielsweise im KD Kunsthändlerverband Deutschland e.V. (kunsthaendlerverband-deutschland.de), dem Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler e.V. (bvdg.de) oder international in der Vereinigung Cinoa(cinoa.org). „Antikexperten stehen mit ihrem Fachwissen und ihrem guten Namen für die Echtheit des Möbels. Außerdem erstellen sie Zertifikate für das antike Mobiliar. So hat es der Laie schwarz auf weiß, dass er eine echte Antiquität gekauft hat“, betont Georg Britsch.

Antikexperte Georg Britsch im furnierten Nussbaum-Schaukelstuhl aus der Zeit um 1825. Sein Kunsthandel in Bad Schussenried feierte 2014 das 25-jährige Bestehen. Foto: djd/www.britsch.com
Kunsthändler Georg Britsch aus Bad Schussenried verrät, worauf beim Kauf echter Antiquitäten zu achten ist. Foto: djd/www.britsch.com
In den Britsch-Werkstätten wird fachmännisch gearbeitet. Denn antike Möbel und Einrichtungsgegenstände dürfen nicht „überrestauriert“ werden. Mindestens 80 bis 90 Prozent müssen original sein. Foto: djd/Kunsthandel Georg Britsch
Bei der Pflege ist es vor allem wichtig, Produkte aus dem Fachhandel zu verwenden und nicht Allzweckprodukte aus dem Supermarkt. Der Fachhändler kann beraten und die passenden Pflegemittel aussuchen. Foto: djd/www.britsch.com
Edel und zeitlos schön: Der Tisch aus massivem Kirschbaum (Frankreich, um 1840) lässt sich mit modernen Accessoires immer neu in Szene setzen. Foto: djd/www.britsch.com
Diese Schränke aus Oberschwaben sind 135 Jahre alt. Nach der fachmännischen Restaurierung in den Britsch-Werkstätten halten die Möbel aus Tannenholz mindestens nochmal genauso lange. Foto: djd/www.britsch.com